Wasserzähler tauschen: Wer ist zuständig und was kostet es wirklich?
Stell dir vor, du bekommst einen Brief vom Wasserversorger: „Ihr Wasserzähler ist abgelaufen. Wir tauschen ihn aus.“ Du atmest auf - vielleicht denkst du, das ist kostenlos. Aber was, wenn es um den Zähler in deiner Wohnung geht? Dann bist du als Vermieter oder Eigentümer plötzlich selbst verantwortlich. Und die Kosten? Die können zwischen 60 und 300 Euro liegen - je nachdem, wo du wohnst, wie der Zähler verbaut ist und wer ihn einbaut.
Die Wahrheit: In Deutschland wird ein Wasserzähler alle fünf bis sechs Jahre ausgetauscht. Nicht weil er kaputt ist. Sondern weil es das Gesetz vorschreibt. Die Mess- und Eichverordnung (MessEV) sagt: Kaltwasserzähler müssen alle sechs Jahre, Warmwasserzähler alle fünf Jahre geeicht sein. Und da eine Nachprüfung im Betrieb nicht möglich ist, wird einfach ein neuer Zähler eingebaut. Jährlich werden in Deutschland rund 2,5 Millionen Zähler ausgetauscht. Das ist kein Zufall - das ist Pflicht.
Wer ist eigentlich verantwortlich?
Es gibt zwei Haupttypen von Wasserzählern: den Hauptzähler und die Wohnungszähler. Und die Zuständigkeiten sind klar getrennt.
Der Hauptwasserzähler - der, der den gesamten Wasserverbrauch des Gebäudes misst - liegt in der Verantwortung des Wasserversorgers. Das ist der Betreiber der Leitung, also dein lokales Wasserwerk. Er ist auch der Messstellenbetreiber und trägt die Kosten. In der Praxis bedeutet das: Du bekommst einen Termin, jemand kommt vorbei, tauscht den Zähler aus - und du zahlst nichts. Das gilt für Einfamilienhäuser genauso wie für Mehrfamilienhäuser. Nutzer auf gutefrage.net berichten wiederholt, dass sie bei diesem Austausch nie eine Rechnung bekommen haben.
Die Wohnungszähler - die, die den Verbrauch jeder einzelnen Wohnung messen - sind eine andere Geschichte. Hier ist der Eigentümer oder Vermieter zuständig. Das steht klar im Mess- und Eichgesetz (MessEG), § 40. Wenn du als Vermieter eine Wohnung vermietest, dann bist du dafür verantwortlich, dass die Zähler ordnungsgemäß funktionieren. Wenn sie abgelaufen sind, musst du sie tauschen. Und du musst auch dafür bezahlen.
Was ist mit Gartenwasserzählern? Auch hier: du bist zuständig. Wenn du einen separaten Zähler am Schlauchanschluss hast, um den Wasserverbrauch für den Garten abzurechnen, dann liegt die Verantwortung beim Grundstückseigentümer. Kein Wasserversorger wird das machen - das ist private Infrastruktur.
Wie viel kostet ein neuer Wasserzähler?
Die Kosten für einen Wasserzähler selbst sind nicht hoch - aber sie summieren sich. Ein einfacher Kaltwasserzähler der Genauigkeitsklasse 2 (für Wohngebäude völlig ausreichend) kostet zwischen 25 und 60 Euro. Ein Warmwasserzähler ist etwas teurer, weil er hitzebeständiger sein muss: 40 bis 80 Euro.
Aber du kaufst nicht nur den Zähler. Du brauchst auch die richtige Ausrüstung. Ein kompletter Einbausatz mit Zähler, zwei Absperrventilen, Dichtungen und Montagematerial kostet zwischen 60 und 90 Euro. Das ist der Standard, den professionelle Installateure empfehlen. Denn wenn du nur den Zähler wechselst, aber die alten Ventile lecken, dann hast du ein neues Problem.
Modernere Funkzähler - auch Smart Water Meters genannt - kosten zwischen 70 und 100 Euro. Sie senden die Verbrauchsdaten automatisch an den Anbieter. Kein manuelles Ablesen mehr. Und sie halten bis zu 12 Jahre, statt nur 5-6. Das bedeutet: weniger Austausche, weniger Kosten langfristig. Die EnBW sagt: Langfristig sind sie wirtschaftlicher. Und viele Dienstleister wie Techem, Brunata oder ista bieten diese Zähler in Mehrfamilienhäusern als Paket an.
Wie teuer ist der Einbau?
Der Zähler ist nur die Hälfte der Kosten. Der Einbau macht oft den größeren Teil aus.
Bei einem einfachen Einbau - zum Beispiel in einem Einfamilienhaus mit gut zugänglichem Zählerkasten - liegen die Arbeitskosten zwischen 30 und 80 Euro. Ein erfahrener Installateur braucht dafür 30 bis 45 Minuten.
Wenn du in einem Mehrfamilienhaus wohnst, wird es komplizierter. Der Zähler ist in einem engen Schacht verbaut, die Leitungen sind veraltet, oder es muss ein neuer Anschluss gelegt werden. Dann steigen die Kosten auf 150 bis 250 Euro pro Zähler. Und das ist kein Einzelfall. Viele Hausverwaltungen berichten, dass die größte Herausforderung nicht das Geld, sondern die Koordination ist: Termine mit Mietern finden, Störungen minimieren, die Arbeiten planen.
Einige Dienstleister bieten Komplettpakete an: Sie tauschen alle Wohnungszähler in einem Haus gleichzeitig aus. Der Einbau ist dann oft kostenfrei - aber du zahlst einen jährlichen Fixpreis von 150 Euro pro Wohnung für Fernauslesung, Wartung und digitale Abrechnung. Das ist für Vermieter oft attraktiv, weil es den administrativen Aufwand reduziert.
Was darf als Betriebskosten umgelegt werden?
Wenn du Vermieter bist: Du darfst die Kosten für den Wasserzählerwechsel nicht einfach auf die Mieter umlegen. Das ist ein häufiger Irrtum.
Die Anschaffungskosten des Zählers - also der Kaufpreis und der Einbau - gehören zur Investition des Vermieters. Das ist keine Betriebskostenposition. Du darfst sie nicht über die Nebenkostenabrechnung an die Mieter weitergeben.
Doch: Die laufenden Kosten für die Nutzung des Zählers kannst du umlegen. Das bedeutet: Wenn du einen Funkzähler hast, der jährlich 150 Euro kostet für die Fernauslesung, dann darfst du diesen Betrag als Betriebskosten auf die Mieter verteilen. Das steht im Betriebskostenverordnung (BetrKV), § 2 Abs. 1 Nr. 10.
Einige Vermieter versuchen, die Anschaffungskosten als „Modernisierung“ zu verstecken und sie über die Mieterhöhung zu decken. Das ist illegal. Das Amtsgericht Köln hat 2023 in einem Fall entschieden: Ein Vermieter, der die Kosten für den Zählerwechsel als Modernisierung geltend machte, musste die Mieterhöhung zurücknehmen.
Warum wird so oft gewechselt?
Warum muss ein Zähler, der technisch noch einwandfrei funktioniert, ausgetauscht werden? Weil das Gesetz es so will. Die Eichfrist von fünf bis sechs Jahren ist nicht auf technische Notwendigkeit, sondern auf politische Kompromisse zurückzuführen.
In den USA werden Wasserzähler bis zu 17 Jahre genutzt, in Frankreich bis zu 18 Jahre. In Deutschland? Fünf bis sechs. Warum? Die Messdienstleister - Techem, issta, Brunata - kontrollieren rund 70 % des Marktes. Sie profitieren von diesem System. Schätzungen zufolge generiert die Branche jährlich 250 bis 300 Millionen Euro Umsatz mit diesen Austauschaktionen.
Die GdW, der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, kritisiert das lautstark. Sie sagt: Die Kosten für einen Austausch betragen bis zu 120 Euro pro Zähler. Das ist viel Geld - und es bringt keinen messbaren Vorteil. Die Zähler halten 15 bis 20 Jahre. Sie messen korrekt, solange sie nicht beschädigt sind. Aber das Gesetz schreibt den Austausch vor - egal ob nötig oder nicht.
Einige Experten argumentieren: Die Eichfrist sollte auf mindestens 12 Jahre verlängert werden. Dann würden Haushalte jährlich 12 bis 15 Euro an Kosten sparen. Die Industrie widerspricht - und die Politik hat bisher nicht reagiert. Die letzte Novelle der MessEV kam 2018. Sie hat die Fristen nicht verlängert.
Was du tun kannst: Praktische Tipps
Wenn du als Vermieter einen Zähler tauschen musst, hier sind fünf Dinge, die dir helfen:
- Prüfe den Eichstempel. Auf dem Zählergehäuse ist ein Stempel mit Datum. Fotografiere ihn und lege das Bild in deine Hausakte. So vermeidest du unnötige Austausche.
- Frage nach einem Komplettpaket. Bei Mehrfamilienhäusern lohnt sich oft ein großer Austausch mit einem Dienstleister. Die Einbaukosten fallen dann oft weg.
- Wähle einen Funkzähler. Auch wenn er teurer ist - er hält länger und spart später Geld.
- Vermeide Eigenleistung. Ein Zähler muss von einem zertifizierten Installateur eingebaut werden. Sonst ist er nicht gültig. Und du riskierst Strafen.
- Halte dich an die Gesetze. Du darfst die Anschaffungskosten nicht auf die Mieter umlegen. Nur die laufenden Kosten für die Nutzung.
Und wenn du Mieter bist: Frag deinen Vermieter, ob der Zähler wechselt. Wenn er sagt, du müsstest zahlen - dann frag nach dem Gesetz. Du bist nicht verpflichtet.
Was kommt als Nächstes?
Die Zukunft der Wasserzähler ist digital. Funkzähler werden immer mehr. Sie verhindern Fehlabrechnungen, sparen Zeit und reduzieren den Personalaufwand. Und sie sind ein Teil der Smart-Home-Infrastruktur.
Langfristig wird es vielleicht auch eine neue Gesetzeslage geben. Die Kritik wächst. Die Umweltbelastung durch jährlich 2,5 Millionen entsorgte Zähler wird diskutiert. Und die Technik ist bereit. Aber bis dahin: Du musst dich an die Regeln halten. Und du musst wissen, wer zahlt - und wer nicht.
Wer zahlt den Austausch des Hauptwasserzählers?
Der Wasserversorger. Er ist gesetzlich als Messstellenbetreiber verantwortlich und trägt die Kosten für den Hauptzähler, der den gesamten Wasserverbrauch des Gebäudes misst. Du als Eigentümer oder Mieter zahlst nichts.
Darf ich die Kosten für den Wohnungswasserzähler auf die Mieter umlegen?
Nein. Die Anschaffungskosten - also Kaufpreis und Einbau - darfst du nicht als Betriebskosten umlegen. Nur die laufenden Kosten für die Nutzung, wie z. B. die jährliche Fernauslesung bei Funkzählern, können auf die Mieter verteilt werden.
Wie lange hält ein Wasserzähler wirklich?
Ein moderner Wasserzähler hält technisch 15 bis 20 Jahre. Die gesetzliche Eichfrist von fünf bis sechs Jahren ist jedoch eine politische Vorgabe, keine technische Notwendigkeit. Viele Zähler werden also ausgetauscht, obwohl sie noch einwandfrei funktionieren.
Was kostet ein Funkwasserzähler?
Ein Funkwasserzähler kostet zwischen 70 und 100 Euro. Er ist teurer als ein analoger Zähler, hält aber bis zu 12 Jahre und vermeidet wiederholte Austausche. Langfristig ist er oft günstiger.
Kann ich den Wasserzähler selbst tauschen?
Nein. Der Einbau muss von einem zertifizierten Installateur durchgeführt werden. Nur so ist der Zähler amtlich gültig. Selbst wenn du es schaffst, der Wasserversorger oder das Eichamt lehnen den Zähler ab, wenn er nicht von einem Fachmann eingebaut wurde.