Wenn Sie ein Haus bauen, geht es nicht nur um Beton, Ziegel und Dachziegel. Es geht um Ihr ganzes Vermögen. Ein einziger Fehler - ein umstürzender Bauzaun, ein Rohrbruch, ein Sturm - kann Sie finanziell ruinieren. Und die meisten Bauherren unterschätzen das. Die Bauherrenhaftpflichtversicherung und die Bauleistungsversicherung sind keine zusätzlichen Kosten. Sie sind die einzige Absicherung, die verhindert, dass Ihr Traum zum Alptraum wird.
Was ist die Bauherrenhaftpflichtversicherung?
Diese Versicherung schützt Sie vor Ansprüchen von Dritten, die durch Ihre Baustelle entstehen. Stellen Sie sich vor: Ein Passant stolpert über einen nicht abgesicherten Baugraben und bricht sich das Bein. Oder ein starker Wind wirft eine Plane auf das Auto Ihres Nachbarn und zerkratzt die Lackierung. Wer zahlt? Ihre Privathaftpflicht? Nein. Die deckt bei Bauprojekten nicht mehr als 50.000 € - bei einem Neubau mit 200.000 € Bausumme völlig unzureichend.
Die Bauherrenhaftpflichtversicherung greift hier. Sie deckt Schäden an Personen und Sachen, die durch Ihre Baustelle verursacht werden. Das sind nicht nur Nachbarn, sondern auch Lieferanten, Handwerker oder sogar Kinder, die auf der Baustelle spielen. Die Deckungssumme liegt typisch zwischen 10 und 100 Millionen Euro. Die meisten Banken verlangen mindestens 50 Millionen Euro - und das aus gutem Grund. Eine Studie der Sparkasse aus 2022 zeigt: 98 % der Kreditinstitute in Deutschland verlangen den Nachweis dieser Versicherung vor Kreditzusage.
Ein echter Fall aus Salzburg: Ein Bauherr hatte nur die Privathaftpflicht. Ein Kranarm rutschte während der Montage und zerstörte das Dach eines benachbarten Einfamilienhauses. Die Reparaturkosten: 125.000 €. Die Privathaftpflicht zahlte 50.000 €. Der Bauherr musste den Rest aus eigener Tasche stemmen - ein Jahr lang arbeitete er extra, um die Schulden abzutragen. Mit einer richtigen Bauherrenhaftpflichtversicherung wäre das nicht passiert.
Was ist die Bauleistungsversicherung?
Während die Bauherrenhaftpflicht für Schäden an anderen schützt, deckt die Bauleistungsversicherung Schäden am eigenen Bauwerk ab. Das ist der entscheidende Unterschied. Sie ist wie die Kaskoversicherung für Ihr Haus - nur während der Bauzeit.
Diese Versicherung zahlt, wenn:
- Ein Sturm mit Windstärke 8 das Gerüst umwirft und die Wände beschädigt
- Ein Rohrbruch das Erdgeschoss überflutet
- Ein Dieb die Kupferrohre stiehlt
- Ein Materialfehler zu Rissen in der Betonplatte führt
- Ein unbekannter Grundwasserstrom den Fundamentbereich wegschwemmt
Die Versicherung ersetzt nicht nur die Reparaturkosten. Sie zahlt auch die Grabarbeiten, die notwendig sind, um den Schaden zu beheben - bis zu 15 % der Bausumme. Außerdem deckt sie Baunebenkosten wie Architektenhonorare oder Baugenehmigungsgebühren mit ab, wenn der Bau durch einen versicherten Schaden verzögert wird.
Die Prämie liegt bei etwa 0,15 bis 0,25 % der Bausumme. Bei einem Haus für 200.000 € kostet das also zwischen 300 und 500 € - einmalig für die gesamte Bauzeit von maximal 24 Monaten. Ein kleiner Preis für den Schutz Ihres gesamten Investments.
Warum reicht die Privathaftpflicht nicht?
Viele Bauherren denken: „Ich hab doch eine Privathaftpflicht. Das reicht doch.“ Das ist ein gefährlicher Irrtum.
Die Privathaftpflicht ist für den Alltag gedacht - nicht für ein Bauprojekt. Ihre Deckungssumme liegt meist bei 3 bis 5 Millionen Euro. Aber bei einem Neubau mit 200.000 € Bausumme ist das Risiko nicht mehr „Alltag“. Es ist hochgradig professionell. Und die Versicherer wissen das. In 60 % der getesteten Privathaftpflichtverträge ist der Schutz bei Baustellen explizit ausgeschlossen - oder nur begrenzt gedeckt.
Die Verbraucherzentrale hat 2022 festgestellt: 35 % der Bauherren versuchen, mit der Privathaftpflicht auszukommen. Fast alle davon landen später vor Gericht - oder mit einer unbezahlbaren Rechnung. Die Bauleistungsversicherung ist hier noch kritischer: Es gibt keine Alternative. Keine andere Versicherung deckt Materialfehler, Konstruktionsmängel oder unbekannte Bodenverhältnisse ab.
Was ist der Unterschied zur Feuerrohbauversicherung?
Ein häufiger Fehler: Bauherren denken, die Feuerrohbauversicherung sei ausreichend. Sie ist das Gegenteil.
Die Feuerrohbauversicherung deckt nur Brand, Blitzschlag und Explosion ab. Alles andere - Sturm, Wasser, Diebstahl, Materialfehler - bleibt unversichert. Sie ist eine Minimalabsicherung, die oft nur als „Angebot“ von Baufirmen angepriesen wird, um den Bauherrn zu beruhigen.
Die Bauleistungsversicherung ist umfassender. Sie schützt vor allen Risiken, die während des Baus auftreten können - und das ist weit mehr als nur Feuer. Laut Wohngebaeudeversicherung.eu ist sie die einzige Versicherung, die auch Schäden durch unbekannte Bodenverhältnisse abdeckt. Das ist entscheidend. Viele Häuser in Österreich und Süddeutschland stehen auf Grundstücken mit versteckten Hohlräumen, alten Brunnen oder Grundwasserproblemen. Ohne Bauleistungsversicherung sind Sie bei solchen Schäden auf sich gestellt.
Was passiert, wenn ich keine Versicherung abschließe?
Sie bekommen keinen Kredit. Punkt. 98 % der Banken verlangen den Nachweis beider Versicherungen, bevor sie das Geld freigeben. Das ist kein „Empfehlung“, das ist eine Voraussetzung.
Aber es geht noch weiter. Ohne Bauherrenhaftpflichtversicherung können Sie die Baustelle nicht ordnungsgemäß absichern. Die Landesbauordnungen schreiben vor, dass Baustellen so gesichert sein müssen, dass Dritte nicht gefährdet werden. Ohne Versicherung können Sie diese Sicherung nicht nachweisen - und die Baubehörde kann den Bau stoppen.
Ein Fall aus Linz: Ein Bauherr verzichtete auf beide Versicherungen, um Geld zu sparen. Zwei Monate nach Baubeginn brach ein Abwasserrohr. Die Folge: Das gesamte Erdgeschoss wurde zerstört. Die Reparaturkosten: 87.000 €. Die Bank zog den Kredit zurück. Das Haus blieb halb fertig. Der Bauherr verlor nicht nur sein Geld, sondern auch sein Grundstück - weil er die Rückzahlung nicht mehr leisten konnte.
Wie viel kostet das wirklich?
Die Bauherrenhaftpflichtversicherung kostet zwischen 200 und 600 € pro Jahr, je nach Deckungssumme und Risiko. Die Bauleistungsversicherung ist eine einmalige Prämie - meist zwischen 300 und 500 € für ein durchschnittliches Einfamilienhaus.
Das klingt viel? Vergleichen Sie das mit dem, was Sie verlieren können: Ein Neubau kostet im Schnitt 200.000 €. Ein einziger Schaden kann 100.000 € oder mehr kosten. Die Versicherung kostet 0,5 % der Bausumme - das ist weniger als der Preis eines neuen Autos.
Und die Prämien steigen. Ab Januar 2024 erhöhen 70 % der Anbieter ihre Preise um durchschnittlich 8,5 % - wegen häufigeren Extremwetterereignissen. Wer jetzt wartet, zahlt später mehr. Und wer jetzt keine Versicherung abschließt, riskiert, dass er später gar keine mehr bekommt. Die Ratingagentur Scope prognostiziert, dass bis 2027 die Zahl der Anbieter von 35 auf 20 sinken wird. Kleine Versicherer können die steigenden Risiken nicht mehr tragen.
Was muss ich beim Abschluss beachten?
Die wichtigste Regel: Abschließen Sie beide Versicherungen vor Baubeginn. Und zwar mindestens 14 Tage vorher. Die Bearbeitungszeit dauert 7-10 Werktage. Wenn Sie erst am Tag des Baubeginns anfangen, ist es zu spät.
Benötigte Unterlagen:
- Bauzeichnungen und Grundrisspläne
- Kostenvoranschlag mit detaillierter Bausumme
- Grundstücksurkunde
- Identitätsnachweis
Die Bausumme muss stimmen. 15 % aller Schadensfälle werden abgelehnt, weil die Bausumme zu niedrig angegeben wurde. Experten empfehlen: Addieren Sie 10-15 % auf die Kostenvoranschlagssumme, um Preissteigerungen abzudecken. Ein Kostenvoranschlag von 200.000 € sollte als 220.000 € versichert werden.
Und achten Sie auf die Deckungsdauer: Maximal 24 Monate. Wenn der Bau länger dauert, müssen Sie die Versicherung verlängern - sonst ist sie ungültig. Viele Bauherren merken das erst, wenn der Schaden eintritt - und dann ist es zu spät.
Welche Anbieter sind empfehlenswert?
Der Markt ist klar strukturiert. Die größten Anbieter sind:
- Allianz (22 % Marktanteil)
- Generali (18 %)
- Alte Leipziger (15 %)
- VGH (12 %)
Die Stiftung Warentest hat 2022 geprüft: 60 % der Policen haben unzureichende Deckungssummen. Prüfen Sie also immer: Ist die Haftpflicht mindestens 50 Millionen Euro? Ist die Bauleistungsversicherung für massive Bauweise ausgeschlossen? (Fertighäuser sind oft nicht versicherbar.)
Nutzerbewertungen liegen bei 4,2 von 5,0 für die Bauherrenhaftpflicht und 3,9 für die Bauleistungsversicherung. Der häufigste Kritikpunkt: Die Schadensmeldung ist kompliziert. Halten Sie alle Unterlagen bereit - Fotos, Gutachten, Rechnungen. Und melden Sie den Schaden sofort. 22 % der Ablehnungen passieren, weil der Bauherr zu lange gewartet hat.
Was kommt nach dem Bau?
Beide Versicherungen enden mit dem Bau. Wenn das Haus fertig ist, brauchen Sie eine Wohngebäudeversicherung. Das ist die nächste Stufe. Die Bauleistungsversicherung hat Sie durch die Bauphase gerettet. Die Wohngebäudeversicherung hält Ihr Haus jetzt dauerhaft sicher.
Kein Bauherr sollte diese Übergangsphase ignorieren. Viele versichern ihr Haus erst nach einem Jahr - und riskieren, dass ein Schaden in der Zwischenzeit ungedeckt bleibt. Schließen Sie die Wohngebäudeversicherung rechtzeitig ab - idealerweise noch vor der Fertigstellung.
Muss ich beide Versicherungen wirklich haben?
Ja. Sie sind nicht nur empfehlenswert - sie sind praktisch zwingend. 98 % der Banken verlangen sie als Voraussetzung für den Kredit. Ohne Bauherrenhaftpflicht können Sie die Baustelle nicht rechtssicher absichern. Ohne Bauleistungsversicherung riskieren Sie den finanziellen Verlust Ihres gesamten Projekts bei einem einzigen Schaden. Beide Policen ergänzen sich - wie Kfz-Haftpflicht und Kasko. Sie brauchen beide.
Reicht meine Privathaftpflicht nicht aus?
Nein. Die Privathaftpflicht ist für Alltagsschäden gedacht, nicht für Bauprojekte. Ihre Deckungssumme liegt meist bei 3-5 Millionen Euro - zu wenig für ein Haus mit 200.000 € Bausumme. Außerdem sind Baustellen oft explizit ausgeschlossen. 35 % der Bauherren versuchen, damit auszukommen - und verlieren dabei oft ihr ganzes Geld.
Kann ich die Bauleistungsversicherung später abschließen?
Nein. Die Versicherung muss vor Baubeginn abgeschlossen werden. Wenn Sie erst nach dem ersten Baustein eine Versicherung suchen, ist der Schutz nicht wirksam. Alle Versicherer prüfen den Zeitpunkt des Abschlusses streng. Ein Schaden, der vor dem Abschluss entstanden ist, wird nicht gezahlt - und das gilt auch für Schäden, die kurz vor Abschluss entstanden sind.
Was ist mit Fertighäusern?
Fertighäuser sind oft nicht versicherbar - zumindest nicht mit der klassischen Bauleistungsversicherung. Viele Anbieter schließen sie aus, weil sie als „nicht massiv“ gelten. Sie brauchen eine spezielle Versicherung für Fertigbau - fragen Sie bei mehreren Anbietern nach. Einige, wie die Allianz, bieten mittlerweile spezielle Pakete an. Aber: Standard-Bauleistungsversicherungen decken Fertighäuser nicht ab.
Wie lange dauert die Bearbeitung?
Die Bearbeitung dauert durchschnittlich 7-10 Werktage. Sie brauchen detaillierte Bauunterlagen, Kostenvoranschläge und Grundrisspläne. Wenn Sie erst am Tag des Baubeginns anfangen, ist es zu spät. Planen Sie mindestens 14 Tage vor Baubeginn ein, um Puffer zu haben - besonders wenn Sie einen komplexen Bau planen.
Was passiert, wenn ich die Bausumme unterschätze?
Wenn die Bausumme zu niedrig angegeben wird, zahlt die Versicherung nur anteilig. Beispiel: Sie versichern 200.000 €, aber der tatsächliche Schaden beträgt 250.000 €. Die Versicherung zahlt nur 80 % - Sie müssen den Rest selbst tragen. 15 % aller Schadensfälle werden abgelehnt oder reduziert, weil die Bausumme falsch war. Addieren Sie 10-15 % auf den Kostenvoranschlag - das ist die sichere Regel.
Kommentare
Andreas Wille November 23, 2025 at 12:34
Bauherrenhaftpflicht ist kein Luxus, das ist Mindeststandard. Wer das nicht hat, ist ein Risikokapitalist mit Schaufel im Rücken. 50 Mio. Deckung ist nicht übertrieben, das ist der Standard der Banken. Wer hier spart, zahlt später mit dem Haus. Kein Spiel, keine Diskussion. Entweder du hast es oder du bist pleite.
Lena Damaschke November 23, 2025 at 14:09
Ich hab das alles gelesen und mir ist richtig schlecht geworden. Ich dachte, ich wäre vorsichtig, aber jetzt weiß ich, dass ich total blind war. Ich hab nur die Privathaftpflicht und jetzt hab ich Angst, dass ich alles verliere. Ich weiß nicht, wie ich das noch hinbekomme…
Nico NG November 23, 2025 at 16:23
Hey, keine Panik Lena! 😊 Du bist nicht allein. Ich hab vor 3 Monaten genau das Gleiche durchgemacht – Privathaftpflicht gedacht, reicht doch. Dann kam der Sturm, hat das Gerüst umgeworfen. Glück hatte ich, weil ich die Bauleistungsversicherung *noch* rechtzeitig nachgeholt hab. 48h vor Betonieren. Die Firma hat mich fast rausgeworfen, aber es hat geklappt. Jetzt hab ich die Versicherung, und mein Baufortschritt läuft wie am Schnürchen. Mach das, bevor du den ersten Stein legst. Es ist der beste Euro, den du ausgibst.