Eine falsch bestellte Tür kostet Zeit, Nerven und Geld. Drei Millimeter können reichen, damit die Zarge nicht passt oder das Blatt am Boden schleift. Hier zeige ich dir, wie du eine Tür so misst, dass der erste Auftrag sitzt - egal ob du nur das Blatt tauschst oder eine komplette Tür mit Zarge bestellst.
- TL;DR: Miss Breite und Höhe immer an drei Punkten und nimm den kleinsten Wert. Bestimme die DIN-Richtung über die Bandseite. Bei neuer Zarge brauchst du das Maueröffnungsmaß plus Wandstärke. Miss erst nach fertigem Boden/Fliesen.
- Alte Zarge bleibt? Miss Falzbreite, Falzhöhe, Türblattdicke und Bandabstand - nicht die sichtbare Durchgangsbreite.
- Neue Zarge? Miss Maueröffnungsmaß (Breite/Höhe) und Wandstärke an mehreren Stellen, plus Lot und Rechtwinkligkeit.
- Richtwerte: Montagefuge 10-20 mm rundum; Bodenluft 7-10 mm (Bäder oft 10-15 mm); Altbau-Toleranz bis 10-15 mm ist normal.
- Normen: DIN 18101 (Türblätter), DIN 18100 (Rohbauöffnungen), ÖNORM B 5330‑1 (AT), OIB‑Richtlinie 4 (barrierefrei, 90 cm freie Breite empfohlen).
Schritt-für-Schritt: So misst du deine Tür korrekt
Das Ziel bestimmt, was du messen musst. Willst du nur das Türblatt wechseln? Oder eine komplette Zarge mitbestellen? Oder planst du eine neue Öffnung im Rohbau? Wähle das passende Vorgehen:
- Szenario A - Nur Türblatt tauschen, Zarge bleibt: Du brauchst Falzmaße der Zarge und die Blattdicke.
- Szenario B - Komplette Innentür (Blatt + Zarge) ersetzen: Du brauchst Maueröffnungsmaß, Wandstärke und die DIN-Richtung.
- Szenario C - Rohbau/neue Öffnung: Du legst die Maueröffnung nach Norm/Richtwerten fest und wählst das Standardmaß für Blatt/Zarge.
Werkzeug, das dir Arbeit erspart:
- Maßband (5 m) und Zollstock
- Wasserwaage (mind. 60 cm), ggf. Laser
- Richtlatte (2 m) oder gerades Holz
- Winkel/Schmiege für Ecken
- Notizblock/Handy für Fotos mit Maßen
1) DIN-Richtung sicher bestimmen
- Stell dich auf die Seite, auf der du die Bänder (Scharniere) siehst.
- Sind die Bänder rechts, ist die Tür DIN rechts. Sind sie links, DIN links.
- Merksatz: Sichtbare Bandseite = DIN-Seite. Öffnungsrichtung immer von der Bandseite aus denken.
2) Szenario A - Türblatt in bestehender Zarge ausmessen
- Falzbreite und Falzhöhe: Miss die lichte Breite und lichte Höhe im Falz der Zarge an drei Punkten (oben/mitte/unten bzw. links/mitte/rechts). Notiere den kleinsten Wert.
- Blattdicke: Standard bei Innentüren ist oft 39-40 mm. Miss dein bestehendes Blatt an der Kante (ohne Dichtung).
- Falzluft beachten: Hersteller kalkulieren rund 2-3 mm Luft je Seite und oben. Türblattmaß = Falzmaß - Falzluft (z. B. Breite minus 4-6 mm, Höhe minus 2-3 mm). Frag im Zweifel den Lieferanten nach der exakten Luft.
- Bodenluft: Miss vom fertigen Boden bis Unterkante Blatt. 7-10 mm sind üblich. In Bädern oft 10-15 mm für Luftaustausch. Mit automatischer Bodendichtung reichen 3-5 mm.
- Bandabstände (wenn du ein Blatt mit gleicher Bandtechnik bestellst): Miss Mitte‑zu‑Mitte zwischen oberen und unteren Bändern sowie die Abstände zur Blattoberkante. Unterschiede je nach System (z. B. V 0020/000, 3D‑Bänder).
3) Szenario B - Neue Innentür mit Zarge ausmessen
- Maueröffnungsmaß (MÖ) Breite/Höhe: Miss die Rohbauöffnung ohne Putzbekleidung? Nein - relevant ist der Zustand, in dem die Zarge montiert wird. Bei Sanierung also nach Putz und Fliesen. Miss Breite und Höhe an je drei Stellen. Notiere den kleinsten Wert. Typische Montagefuge: 10-20 mm rundum.
- Wandstärke: Miss die fertige Wandstärke inkl. Fliesen/Putz an vier Stellen (je Seite oben/unten). Notiere den größten Wert. Wähle die Zarge so, dass beide Bekleidungen satt anliegen oder eine verstellbare Zarge das ausgleicht.
- Lot und Winkel: Prüfe mit Wasserwaage vertikal und horizontal. Lege eine Richtlatte über die Wandfläche. Notiere Abweichungen. Bis 5 mm lässt sich gut über Zargenspiel auffangen; darüber: Unterlegen oder Putz nacharbeiten.
- Fertigfußboden: Ist der Boden schon drin? Wenn nicht, addiere die Aufbauhöhe (Estrich+Belag+Kleber) zum Maß. Schreib „FFOK“ (Fertigfußbodenoberkante) dazu, damit später nichts verwechselt wird.
- Schwelle/ohne Schwelle: Mit Schwelle zählt Oberkante Schwelle als Bezug. Ohne Schwelle plane die Bodenluft ein.
Formel (Richtwert) für neue Zarge:
- MÖ Breite/Höhe = Zargenaußenmaß + 10-20 mm
- Zargenaußenmaß = herstellerabhängig. Bei DIN‑Innentüren liegt es meist ca. 70-90 mm breiter und 45-65 mm höher als das Türblattmaß.
4) Szenario C - Rohbauöffnung festlegen
- Wähle das Türblatt-Nennmaß nach DIN 18101 (z. B. 735/860/985 x 1985 mm) oder nach ÖNORM‑Bezeichnungen (in AT oft als „80/200“ vermarktet, technisch aber häufig DIN‑Maße 86 x 198,5).
- Lege die Maueröffnung mit Montagefuge (10-20 mm) über dem Zargenaußenmaß an. Nimm die Richtwert-Tabelle unten als Start und prüfe beim Hersteller die exakten Außenmaße der Zarge.
- Barrierefreiheit: OIB‑Richtlinie 4 empfiehlt 90 cm freie Durchgangsbreite. Wähle dafür in der Praxis ein größeres Blatt (z. B. 985 mm), damit die „lichte Breite“ passt.
5) Außen-, Nass- und Spezialtüren
- Außentür: Abdichtungsebenen, Anschlagdichtungen, Schwellen - hier gelten andere Detaillösungen. Halt dich an Hersteller-Montageanleitungen (RAL‑Montage).
- Nassräume: Bodenluft und spezielle Zargenoberflächen beachten; bei Feuchtraumzargen die Wandaufbauten exakt messen.
- Schiebetür: Innenlaufende Kästen brauchen das lichte Mauermaß und die Stärke der Beplankung; außenlaufende Garnituren brauchen freie Wandfläche + Überdeckung (i. d. R. Blattbreite + 50-100 mm).
Häufige Fehler, die du dir sparen kannst:
- Nur an einer Stelle gemessen → Zarge klemmt am Putzbauch.
- Vor Fliesen/Parkett gemessen → Zarge steht später auf dem Boden auf.
- DIN-Richtung vom Raum „gefühlt“ statt von der Bandseite bestimmt → falsche Anschläge bestellt.
- Blattmaß statt Falzmaß bei Blatttausch verwendet → Blatt passt nicht in die Zarge.
- Wandstärke an einer Stelle genommen → Bekleidung greift nicht sauber.

Maße verstehen, Normen und Beispiele mit Richtwert-Tabelle
Begriffe, schnell erklärt:
- Türblattmaß: Breite x Höhe des beweglichen Blatts. Nach DIN 18101 typische Nennmaße: Breite 610/735/860/985/1110 mm; Höhe 1985 oder 2110 mm.
- Lichte Falzmaße: Innenmaße im Zargenfalz. Daraus leitest du das Türblattmaß ab (minus Falzluft).
- Zargenaußenmaß: Außenkante Zargenschenkel links bis rechts bzw. Oberkante Bekleidung bis Unterkante Zarge (ohne Bodenluft).
- Maueröffnungsmaß (MÖ): Rohbauöffnung, in die die Zarge kommt. Meist Zargenaußenmaß + 10-20 mm.
- Wandstärke: Fertige Stärke inkl. Beläge. Wichtiger Bestellparameter bei Umfassungszargen (fix oder verstellbar).
Normen, auf die du dich stützen kannst:
- DIN 18101: Maße für Innentürblätter aus Holz und Stahlzargen. Regelt Nennmaße, Bandabstände u. a.
- DIN 18100: Rohbauöffnungen für Türen (Deutschland) - hilfreich für Maueröffnungen.
- ÖNORM B 5330‑1: Innentüren (Österreich) - Maße, Begriffe, Anforderungen.
- OIB‑Richtlinie 4 (AT): Barrierefreiheit - u. a. Empfehlungen zu Durchgangsbreiten.
Wichtig: Händler in Österreich bezeichnen eine „80er-Tür“ oft so, meinen aber technisch ein DIN‑Türblatt 860 x 1985 mm. Frag immer nach, ob es sich um Türblattmaß, Zargenlichtmaß oder Marketing‑Nennmaß handelt.
Richtwert-Tabelle für gängige Innentüren (prüfe immer die Herstellerangaben):
Türblattmaß (B x H) | Handelsbezeichnung | Typisches Zargenaußenmaß (B x H) | Empf. Maueröffnungsmaß (B x H) | Hinweis |
---|---|---|---|---|
610 x 1985 mm | „60/200“ | ca. 690-700 x 2030-2050 mm | ca. 710-720 x 2040-2070 mm | kleine Abstellräume, Gäste‑WC |
735 x 1985 mm | „70/200“ | ca. 815-825 x 2030-2050 mm | ca. 835-845 x 2040-2070 mm | Standard schmal |
860 x 1985 mm | „80/200“ | ca. 940-950 x 2030-2050 mm | ca. 960-970 x 2040-2070 mm | häufigstes Maß in AT/DE |
985 x 1985 mm | „90/200“ | ca. 1065-1075 x 2030-2050 mm | ca. 1085-1095 x 2040-2070 mm | für mehr Komfort, barrierearm |
860 x 2110 mm | „80/211“ | ca. 940-950 x 2155-2175 mm | ca. 960-970 x 2165-2195 mm | höhere Räume/Neubau |
So verwendest du die Tabelle:
- Wähle das Türblattmaß, das du willst (z. B. 860 x 1985 mm).
- Vergleiche das vom Hersteller angegebene Zargenaußenmaß mit den Richtwerten.
- Plane die Maueröffnung 10-20 mm größer als das Zargenaußenmaß.
Beispiele aus der Praxis:
- Blatttausch in Altbau: Falzbreite 864/865/862 mm gemessen → kleinster Wert 862 mm. Abzüglich 4 mm Falzluft = 858 mm Türblattbreite. Falzhöhe 1992/1990/1989 mm → kleinster 1989 mm, minus 2 mm = 1987 mm Blatt. Bestellt wird das nächstpassende Herstellmaß (z. B. Sondermaß 858 x 1987 mm).
- Kompletttausch mit neuer Zarge: MÖ 970 x 2045 mm, Wandstärke 120 mm. Hersteller gibt Zargenaußenmaß für 860 x 1985 Blatt mit 945 x 2035 mm an. Montagefuge bleibt rundum 12-13 mm - perfekt. Wähle Zarge 120-140 mm verstellbar.
- Rohbauplanung barrierearm: Ziel: freie Breite ≥ 900 mm. Du nimmst Türblatt 985 mm. Hersteller nennt lichte Zarge ca. 910-930 mm - passt. Lege MÖ auf ca. 1090 x 2060 mm (nach Zargenaußenmaß + Fuge).
Regeln, die dir Entscheidungen erleichtern:
- Miss dreifach, schreibe einfach: kleinster Wert zählt.
- Bestellmaß folgt dem System: Frag nach, ob der Anbieter Türblatt- oder Zargenmaß als „Nennmaß“ meint.
- Altbau? Plane 10-15 mm Toleranz ein. Besser etwas Luft + Keile/PU‑Schaum als zu eng.
- Fertigboden zuerst, Tür später: So vermeidest du schleifende Blätter oder zu kurze Zargen.

Checklisten, Mini-FAQ und nächste Schritte
Quick-Check vor der Bestellung:
- Welche Tür? Innentür, Feuchtraum, Schallschutz, Außentür, Schiebetür.
- Was wird getauscht? Nur Blatt oder komplettes Set mit Zarge.
- DIN-Richtung notiert? Von der Bandseite aus bestimmt.
- Maße: Breite/Höhe an drei Punkten, Wandstärke an vier Punkten - dokumentiert mit Fotos.
- Fertigfußboden berücksichtigt? Aufbauhöhen addiert?
- Besonderheiten: Schwelle ja/nein, Bodendichtung, Fliesensockel, Leitungen in der Laibung.
- Normmaß gewählt und mit Herstellermaßblatt abgeglichen.
Mess-Checkliste zum Abhaken (druck dir das aus):
- Werkzeug bereit (Maßband, Wasserwaage, Richtlatte, Winkel)
- DIN links/rechts festgelegt
- Szenario A: Falzbreite, Falzhöhe, Blattdicke, Bandabstände, Bodenluft
- Szenario B: MÖ Breite/Höhe (kleinster Wert), Wandstärke (größter Wert), Lot/Winkel, FFOK
- Notizen + Fotos mit Maßangaben
- Hersteller-Montagespiel/Falzluft geprüft
Mini‑FAQ
- Wie viel Spiel braucht die Zarge? Üblich sind 10-20 mm Montagefuge rundum. Zu wenig Spiel macht die Montage zur Qual; zu viel erfordert mehr Unterlagen und Sorgfalt.
- Ich tausche nur das Blatt. Reicht die Durchgangsbreite als Maß? Nein. Du brauchst die lichte Falzbreite und Falzhöhe, plus Blattdicke und Bandpositionen.
- Welche Bodenluft ist richtig? 7-10 mm sind Standard ohne Schwelle. In Bädern 10-15 mm für Luftaustausch, außer du hast eine separate Lüftung. Mit automatischer Bodendichtung: 3-5 mm.
- DIN links/rechts - ich bin unsicher. Stell dich auf die Bandseite. Rechts = DIN rechts, links = DIN links. Punkt.
- Altbau und krumme Wände? Miss an vielen Stellen. Nimm die kleinsten Höhen/Breiten, die größte Wandstärke. Unebenheiten lassen sich mit Keilen und verstellbaren Zargen ausgleichen.
- Was ist die gängige Türblattdicke? Innentüren aus Holz haben meist 39-40 mm. Schallschutz/Brandschutz abweichend - Herstellerdaten beachten.
- Barrierefreiheit - welches Maß? In Österreich empfiehlt die OIB‑Richtlinie 4 90 cm freie Breite. Wähle dafür meist ein 985‑mm‑Blatt.
Typische Problemfälle und schnelle Lösungen
- Die Zarge kollidiert mit dem Fliesensockel. Sockel an der Laibung vorher ausklinken oder Zargenbekleidung kürzen. Immer vor Montage prüfen.
- Tür schleift nach Bodenwechsel. Bodenaufbau war höher als gedacht. Lösung: Blatt unten kürzen (nur bei passenden Aufbauten) oder Bodendichtung einsetzen.
- Wandstärke variiert stark. Nimm eine verstellbare Zarge mit ausreichend Verstellbereich (z. B. 120-140 mm statt fix 125 mm).
- Zu enge Maueröffnung. Wenn es nur 5-10 mm fehlt: Ziegel/Putznase sauber wegschneiden. Bei mehr: Maueröffnung vergrößern und Laibung neu putzen.
Entscheidungshilfe: Was musst du messen?
- Nur Blatt tauschen → Falzmaße, Blattdicke, Bandabstände, Bodenluft, DIN‑Richtung.
- Komplette Innentür → MÖ Breite/Höhe (kleinster Wert), Wandstärke (größter Wert), Lot/Winkel, FFOK, DIN‑Richtung.
- Schiebetür → Lichte Öffnung, Wandfläche für Laufweg, Einbausystem‑Maße, Wandaufbau (z. B. GK‑Ständer).
Profi‑Tipps, die dir das Leben leichter machen:
- Schreib Maße direkt auf ein Foto der Öffnung. So gibt es später keine Zahlendreher.
- Markiere auf dem Boden die Türschwenkfläche mit Malerkrepp. So siehst du, ob Möbel heikel stehen.
- Frag den Händler nach dem Maßblatt: Blatt‑, Zargen‑, Falzluft‑ und Außenmaße - schwarz auf weiß.
- Bestell immer Montagematerial mit: Keile, PU‑Schaum, Dichtband, Schrauben, Abdeckkappen.
Nächste Schritte - je nach Projekt
- Sanierung, nur Blatt: Falzmaße nehmen → DIN‑Richtung festhalten → Blattdicke prüfen → Hersteller‑Falzluft bestätigen → Bestellen.
- Sanierung, komplette Tür: Nach Boden/Fliesen messen → MÖ an drei Punkten → Wandstärke und Lot checken → Zarge mit passendem Verstellbereich wählen → Bestellen.
- Neubau: Wunschmaße festlegen → Hersteller‑Zargenaußenmaß holen → Maueröffnung mit +10-20 mm planen → Maurer/Innenausbau briefen → Nach Fertigboden final prüfen.
Und noch etwas: Schreib dir für jede Öffnung eine kurze Karteikarte mit (Raum, DIN‑Richtung, Maß, Wandstärke, Besonderheiten). Beim Bestellen von fünf Türen vermeidest du so den Klassiker „falscher Anschlag im WC“.
Wenn du genau so vorgehst, ist Tür ausmessen kein Ratespiel mehr, sondern ein sauberer Prozess. Miss klug, bestell einmal, montier ohne Drama.