Eigenleistung bei Sanierung: So sparen Sie bis zu 70 Prozent der Kosten im Eigenheim

Eigenleistung bei Sanierung: So sparen Sie bis zu 70 Prozent der Kosten im Eigenheim

Stellen Sie sich vor: Sie wollen Ihr altes Haus sanieren, aber das Budget reicht kaum für die Grundlagen. Die Handwerkerpreise steigen, die Wartezeiten werden länger - und trotzdem wollen Sie etwas verändern, etwas besseres schaffen. Was viele nicht wissen: Sie müssen nicht alles bezahlen. Mit Eigenleistung bei der Sanierung können Sie bis zu 70 Prozent der Arbeitskosten einsparen. Kein Wunder, dass immer mehr Hausbesitzer in Österreich und Deutschland selbst an den Wänden, Böden und Fenstern arbeiten. Aber wie viel ist wirklich möglich? Und was kostet es, wenn Sie es falsch machen?

Was genau ist Eigenleistung bei einer Sanierung?

Eigenleistung bedeutet, dass Sie selbst Hand anlegen - statt einen Handwerker zu beauftragen. Das kann alles sein: von der Wand streichen über das Verlegen von Laminat bis hin zur Dachdämmung von innen. Es ist nicht nur ein Spartrick, es ist eine Art, Ihr Zuhause mit Ihrer eigenen Handschrift zu gestalten. Viele Hausbesitzer sagen: „Ich will nicht nur ein Haus haben, ich will es auch gemacht haben.“ Und das ist legitim. Aber es ist kein Freifahrtschein für alles.

Die Realität: Nicht jede Arbeit lässt sich selbst erledigen. Ein neues Heizungsnetz, eine neue Küche, eine komplette Sanitärinstallation - das sind Aufgaben für Fachleute. Wer das ignoriert, riskiert teure Folgeschäden, und das Geld, das er sparen wollte, ist schnell verpufft. Die Schlüsselfrage lautet daher nicht: „Was kann ich machen?“, sondern: „Was sollte ich machen?“

Wie viel Geld können Sie wirklich sparen?

Die Zahlen sprechen für sich. Laut einer Studie von myplanergy.de (2023) sparen Hausbesitzer mit Eigenleistung zwischen 25 und 70 Prozent der Gesamtkosten. Aber das hängt ganz von Ihrer Erfahrung ab.

  • Bau-Laien: 25 % Einsparung - das ist realistisch, wenn Sie nur einfache Arbeiten wie Streichen oder Boden verlegen übernehmen.
  • Erfahrene Heimwerker: Bis zu 50 % - wenn Sie schon mal eine Wand verputzt oder eine Dachdämmung installiert haben.
  • Profi-Heimwerker: Bis zu 70 % - das sind Leute, die regelmäßig renovieren, Werkzeuge besitzen und wissen, wie man Dichtungen richtig anbringt oder Fliesen mit gleichmäßigen Fugen legt.

Ein konkretes Beispiel: In einem 140 Quadratmeter großen Haus sparen Sie bei Maler- und Tapezierarbeiten etwa 125 Stunden Arbeitszeit. Bei einem Stundenlohn von 40 Euro für einen Handwerker sind das fast 5.000 Euro, die Sie nicht bezahlen müssen. Beim Verlegen von Fliesen in Bad oder Küche rechnen Experten mit 50 Stunden - das sind 1.800 bis 1.900 Euro. Bei einer kompletten Badsanierung können Profi-Heimwerker bis zu 80 Prozent der Arbeitskosten einsparen. Das ist kein Traum - das ist Realität für Leute, die planen und nicht nur loslegen.

Welche Arbeiten eignen sich wirklich für Eigenleistung?

Nicht alles, was machbar ist, ist auch sinnvoll. Hier ist eine klare Aufteilung:

  • Perfekt für Anfänger: Malerarbeiten, Tapezieren, Laminat oder Teppichboden verlegen, Gartenarbeit (Zäune aufstellen, Beete anlegen), Schränke aufbauen, Wandregale montieren.
  • Für erfahrene Heimwerker: Trockenbauwände errichten, Dachdämmung von innen einbringen, Türen austauschen, Fenster einbauen (wenn Rahmen intakt), Fußbodenheizung verlegen (nur bei Neubau oder großer Sanierung).
  • Nur für Fachleute: Sanitärinstallation (Heizkörper, Rohre, Abwasser), Küchenzeile einbauen, Elektroinstallationen (Steckdosen, Lichtschalter, Verteilerkasten), Gasleitungen, Dachdeckung von außen, Wärmedämmung der Außenwände.

Warum das? Weil Fehler hier nicht nur unschön sind - sie sind gefährlich. Ein undichter Wasseranschluss kann innerhalb von Stunden Tausende Euro Schaden verursachen. Eine falsch verlegte Elektroleitung kann ein Feuer auslösen. Und wer glaubt, „ich schau mir ein YouTube-Video an und dann geht’s“, irrt sich. Handwerk hat Regeln. Und diese Regeln sind nicht optional.

Erfahrener Heimwerker installiert Dachdämmung im Dachgeschoss, mit Schutzausrüstung und Materialien.

Eigenleistung und Förderung: Was geht, was nicht?

Das ist der Punkt, den fast alle übersehen. Wer Fördergelder vom Staat will - etwa die BEG-Förderung (Bundesförderung für effiziente Gebäude) - muss wissen: Eigenleistungen werden nicht gefördert. Das heißt: Wenn Sie die Dämmung der Außenwand selbst machen, bekommen Sie kein Geld dafür. Aber: Sie können die Materialkosten fördern lassen.

So funktioniert’s:

  1. Bevor Sie mit der Sanierung beginnen, beantragen Sie die Förderung beim BAFA.
  2. Ein Energie-Effizienz-Experte (EEE) muss vorab die geplanten Maßnahmen prüfen und bestätigen.
  3. Sie kaufen die Dämmplatten, Fenster oder Heizung - und behalten die Rechnungen.
  4. Nach der Arbeit kommt der EEE erneut, prüft, ob alles fachgerecht installiert wurde - auch wenn Sie selbst gearbeitet haben.
  5. Erst dann erhalten Sie die Förderung für die Materialkosten.

Das ist kein Trick, das ist Gesetz. Wer das nicht beachtet, verliert den Anspruch. Und viele tun es: Sie sparen 10.000 Euro durch Eigenleistung, aber verpassen 5.000 Euro Fördergeld, weil sie den EEE vergessen haben. Das ist wie beim Autofahren: Sie sparen Benzin, indem Sie nicht tanken - aber das Auto bleibt stehen.

Wie planen Sie Ihre Eigenleistung richtig?

Ein Fehler, den fast alle machen: Sie denken, „ich habe Zeit, ich mache das“. Aber Zeit ist nicht alles. Planung ist alles.

So gehen Sie vor:

  1. Listen Sie alle geplanten Arbeiten auf. Was soll gemacht werden? Schreiben Sie alles auf - von der Wand streichen bis zum neuen Dachboden.
  2. Markieren Sie, was Sie selbst machen können. Nutzen Sie die Liste oben als Leitfaden. Seien Sie ehrlich: Sind Sie wirklich so gut, wie Sie denken?
  3. Berechnen Sie die Zeit. Wie viele Stunden brauchen Sie für Malerarbeiten? 100? 150? Das sind Wochenenden, Abende, Ferien. Denken Sie an Arbeit, Familie, Krankheit - alles, was den Zeitplan verzögert.
  4. Rechnen Sie die Kosten aus. Wie viel würden Handwerker für diese Arbeiten verlangen? Rechnen Sie mit 40-50 Euro pro Stunde. Das ist der Marktwert. Und dann rechnen Sie: Was sparen Sie?
  5. Planen Sie einen Puffer. Alles dauert länger als gedacht. Wenn Sie 4 Wochen Zeit einplanen, rechnen Sie mit 6. Sonst geraten Sie unter Druck - und das führt zu Fehlern.
  6. Sprechen Sie mit einem Energie-Effizienz-Experten. Auch wenn Sie nur Materialien kaufen: Holen Sie sich vorher die Bestätigung. Sonst verlieren Sie Fördergeld.

Ein Tipp aus der Praxis: Machen Sie eine kleine Testfläche. Streichen Sie eine Wand, verlegen Sie drei Quadratmeter Fliesen - und sehen Sie, wie lange es dauert. Dann wissen Sie, ob Sie es wirklich schaffen.

Aufgesplittetes Haus: Profis arbeiten links, Heimwerker rechts, verbunden durch einen 'Einsparungen'-Faden.

Die größten Fallen - und wie Sie sie vermeiden

Eigenleistung klingt einfach. Aber die Fallgruben sind tief.

  • Überzogene Selbstüberschätzung: „Ich kann das schon.“ - Nein, können Sie nicht. Wenn Sie noch nie einen Putz aufgetragen haben, fangen Sie nicht mit der Außenwand an.
  • Keine Versicherung: Wer als Privatperson arbeitet, haftet für Schäden. Wenn Sie beim Verlegen von Fliesen eine Rohrleitung durchbohren und das ganze Erdgeschoss überschwemmen - wer zahlt? Ihre Haftpflichtversicherung? Vielleicht. Aber nur, wenn Sie die Arbeit als „privat“ deklarieren. Viele Versicherungen zahlen nicht, wenn es als „bauliche Veränderung“ gilt.
  • Keine Gewährleistung: Wenn Sie selbst die Fenster einbauen und nach zwei Jahren lecken sie - wer macht das richtig? Sie. Und Sie haben keine Garantie vom Hersteller. Ein Handwerker gibt 5 Jahre Garantie. Sie? Keine.
  • Zeitdruck und Stress: Sanierung ist kein Hobby. Es ist ein Vollzeitjob. Wer nicht bereit ist, Wochenenden zu opfern, sollte lieber Handwerker beauftragen.

Die beste Strategie: Kombinieren. Machen Sie, was Sie können. Und lassen Sie das machen, was Sie nicht können. Ein erfahrener Handwerker, der nur die komplexen Arbeiten übernimmt, ist oft günstiger als zwei, die alles machen - und am Ende alles wieder rausreißen müssen.

Was bringt Eigenleistung wirklich?

Es geht nicht nur um Geld. Es geht um Kontrolle. Sie entscheiden, welche Farbe die Wand hat, wie die Fliesen liegen, wo der Schrank steht. Sie schaffen etwas, das wirklich Ihres ist. Das ist unbezahlbar.

Aber es geht auch um Respekt. Respekt vor der Arbeit, die andere tun. Respekt vor den Regeln, die Sicherheit schaffen. Respekt vor der Zeit, die Sie brauchen - und der Zeit, die Sie verlieren, wenn Sie es falsch machen.

Die Wahrheit ist: Eigenleistung lohnt sich - aber nur, wenn Sie realistisch sind. Wenn Sie planen. Wenn Sie wissen, wo Ihre Grenzen liegen. Wenn Sie bereit sind, Hilfe zu holen, wenn es schwierig wird.

Ein Haus zu sanieren ist kein Wettbewerb. Es ist ein Projekt. Und wie bei jedem Projekt: Wer gut vorbereitet ist, gewinnt. Nicht der, der am meisten macht - sondern der, der das Richtige macht.

Kann ich Eigenleistungen in die Baufinanzierung einbringen?

Ja, viele Banken und Sparkassen erlauben es, Eigenleistungen als Eigenkapital zu verbuchen. Das heißt: Wenn Sie beispielsweise 10.000 Euro an Arbeit leisten, können Sie diese Summe als Eigenmittel anrechnen lassen - vorausgesetzt, Sie können sie nachweisen. Dazu brauchen Sie eine detaillierte Aufstellung der geleisteten Arbeiten, die Zeit und Art der Tätigkeit beschreibt. Die Bank prüft dann, ob die Arbeiten realistisch bewertet werden. In der Regel werden bis zu 15-20 Prozent der Bausumme als Eigenleistung anerkannt. Das kann entscheidend sein, um einen günstigeren Zinssatz zu bekommen oder die Kreditlaufzeit zu verkürzen.

Welche Arbeiten sind bei einer energetischen Sanierung besonders sinnvoll?

Bei energetischen Sanierungen lohnen sich besonders Arbeiten, die Sie selbst machen können, ohne die Qualität der Dämmung zu gefährden. Dazu gehören: Trockenbauwände mit Dämmung, Einbau von Dachdämmung von innen, Verlegen von Fußbodenheizung (nur bei Neubau oder großer Sanierung), Austausch von Türen und Fenstern (wenn die Rahmen intakt sind). Wichtig: Bei allen diesen Arbeiten müssen Sie einen Energie-Effizienz-Experten (EEE) einschalten - er prüft vorher die Planung und bestätigt nachher die fachgerechte Ausführung. Nur dann bekommen Sie Fördergelder für die Materialkosten.

Wie viel Zeit sollte ich für Eigenleistungen einplanen?

Planen Sie mindestens 50 Prozent mehr Zeit als gedacht. Ein Malerjob in einem 140 m²-Haus dauert bei einem Profi etwa 5-7 Tage. Als Laien rechnen Sie mit 12-15 Tagen - wenn Sie jeden Tag arbeiten. Bei Fliesenlegen: Ein Bad mit 6 m² Fliesenfläche nimmt einem Handwerker 1-2 Tage. Als Heimwerker brauchen Sie 5-8 Tage. Und das ohne Pausen, ohne Krankheit, ohne unerwartete Probleme. Wer nicht bereit ist, Wochenenden und Abende zu opfern, sollte lieber auf Eigenleistung verzichten.

Kann ich auch ohne Erfahrung mit Eigenleistung anfangen?

Ja - aber nur mit einfachen Arbeiten. Streichen, Tapezieren, Boden verlegen, Regale aufhängen - das ist für Anfänger gut geeignet. Beginnen Sie klein. Probieren Sie es an einer Wand oder in einem Zimmer aus. Machen Sie eine Testfläche. Wenn Sie damit zufrieden sind, können Sie sich an größere Projekte wagen. Wichtig: Lernen Sie von Anfang an. Nutzen Sie Online-Tutorials, lesen Sie Anleitungen, fragen Sie Handwerker. Kein Profi hat am ersten Tag alles gewusst.

Was passiert, wenn ich eine Eigenleistung falsch mache?

Wenn Sie eine Eigenleistung falsch ausführen - etwa eine Dachdämmung, die nicht dicht ist - kann das zu Schimmel, Feuchtigkeitsschäden oder hohen Heizkosten führen. In diesem Fall haben Sie keine Gewährleistung. Der Handwerker, den Sie später holen, um den Fehler zu beheben, verlangt doppelt: einmal fürs Reparieren, einmal fürs Nacharbeiten. Und oft ist der Schaden größer als gedacht. Das kann leicht 5.000 bis 10.000 Euro kosten. Deshalb: Lieber etwas teurer, aber richtig machen. Oder lieber einen Profi beauftragen, wenn Sie unsicher sind.

Gibt es Unterstützung für Heimwerker?

Ja. Viele Baumärkte bieten kostenlose Workshops an - von Fliesenlegen bis zu Trockenbau. Einige Bauunternehmen, wie Ytong oder andere Bausatzhaus-Anbieter, stellen sogar Vorführmeister zur Verfügung, die Ihnen bei der Planung helfen. Außerdem gibt es regionale Bauberater, die für einen geringen Preis eine Checkliste erstellen, welche Arbeiten Sie selbst machen können. Nutzen Sie diese Angebote. Sie sparen nicht nur Zeit, sondern auch Geld - und vermeiden teure Fehler.