Wusstest du, dass einige Tische in Werkstätten Monate brauchen, bis sie das Tageslicht einer neuen Wohnung sehen? Es klingt verrückt, aber im Handwerk dreht sich vieles nicht bloß um Zeit, sondern um Details. Perfektion kann man eben nicht im Stundentakt aus dem Ärmel schütteln. Die Frage, wie lange ein Tischler für einen Tisch braucht, taucht öfter auf, als man denkt. Manche erwarten eine schnelle Nummer — andere möchten ein Erbstück für Generationen. Beides sprengt die Klischees: handmade ist nie Fließband.
Was beeinflusst die Bauzeit eines Tischs?
Stell dir vor, du gehst zum Tischler deiner Wahl in Salzburg und möchtest einen massiven Esstisch für die halbe Fußballmannschaft. Scheinbar einfach – aber wehe, du wünschst dir eine Tischplatte aus 80 Jahre alter Eiche, eingelassene Mosaik-Inlays oder gedrechselte Beine wie aus dem Schloss Mirabell. Die wichtigste Antwort gleich zu Beginn: Es gibt keine einfache Pauschalzeit. Aber es gibt Faktoren, die das Zeitfenster ziemlich einengen.
- Materialwahl: Altes, abgelagertes Holz muss oft noch weiter trocknen. Tropenhölzer mit Zertifikat dauern in der Beschaffung länger. Sperrholz ist einfacher, jedoch weniger individuell.
- Bauweise & Komplexität: Ein schlichter Küchentisch ohne Schnickschnack ist an einem langen Wochenende fertig. Ein Designertisch mit Ausziehfunktion, intelligenter Kabelführung und eingelassenem Glas dauert auch mal sechs Wochen.
- Verfügbarkeit: Nicht nur das Holz, sondern auch Beschläge, Farben, Lacke oder Beschichtungen haben ihre Lieferzeiten. Gerade nach Pandemiejahren sind Engpässe möglich.
- Werkstatt-Auslastung: Gute Tischler sind gefragt. In einer kleinen Werkstatt stapeln sich die Aufträge manchmal bis an die Decke.
- Sonderwünsche und Nacharbeit: Ein Tisch ist selten beim ersten Probesitzen fertig. Lack muss aushärten, Kanten nachgeschliffen, Maserungen angepasst werden. Und wehe, wenn plötzlich noch der Hund mit an den Tisch soll.
Ein Glas Wasser auf dem Tisch beim ersten Probeessen sagt wenig über die Reise aus, die das Holz hinter sich hat. Die Herstellung durchläuft etliche Handgriffe – und oft auch Wartezeiten, die sich nicht überspringen lassen. Das Ergebnis merkt man spätestens dann, wenn man regelmäßig am eigenen Maßtisch frühstückt.
Von der Idee zum fertigen Tisch: Der Werkstatt-Alltag
Wie sieht so ein Tischler-Alltag mit deinem Wunschprojekt wirklich aus? Es beginnt selten mit sofortigem Sägen – meist mit Kaffeetasse und Planungsblock. Viele Holzwerker (mich eingeschlossen) skizzieren, tüfteln, prüfen, messen. Erst mit einem exakten Plan geht’s los: Maße, Holzart, Beine, Verbindungen. Oft bleibt mehr Zeit auf der Strecke als gedacht, weil das Erwartungen-Abklären länger dauert als das Schrauben selbst.
Dann kommt die Materialauswahl. Jeder Baum ist anders – Maserung, Farbe, Dichte. Wer nachhaltig arbeiten will, nimmt regionale Hölzer; wer es exotisch mag, bestellt zertifiziertes Holz. Nach dem Zuschneiden beginnt das eigentliche Handwerk: hobeln, schleifen, leimen, pressen, fräsen, lackieren. Bei traditionellen Verbindungen wie Schwalbenschwanz oder Gratnut ist Präzision gefragt; ein Fehler, und alles geht von vorn los.
- Bauplan und Vorlage: 1-2 Tage (abhängig von Rücksprache und Designanpassungen)
- Holzauswahl und Zuschnitt: 1 Tag für Standardhölzer, 2+ Tage bei besonderer Auswahl oder Beschaffung
- Fräsen, Hobeln, Schleifen: 1-2 Tage
- Verbindung & Zusammenbau: 1-2 Tage (komplizierte Mechanik oder anspruchsvolle Details brauchen mehr Zeit)
- Finish (Lack, Öl): Mindestens 2-3 Tage, da Trocknungszeiten entscheidend sind
- Montage, Transport, Endabnahme: 1 Tag
Du möchtest Zahlen? Die Durchschnittsdauer für einen handgefertigten Esstisch liegt meist zwischen 2 und 5 Wochen. Je nach Ausstattung und Auslastung der Werkstatt sogar bis 8 Wochen bei ausgefallenen Einzelstücken. Ich erinnere mich noch, wie Lena und ich für unseren Küchentisch fast sieben Wochen gewartet haben, weil der erste Lack einen winzigen Riss zeigte. Perfektion braucht eben Geduld.

Die kleinen Zeitfresser – Was unterschätzen Kunden am meisten?
Viele unterschätzen schlicht, wie viel „unsichtbare Zeit“ im Tischbau steckt. Es geht nämlich nicht nonstop um aktive Arbeit. Holz braucht Pausen: Wer hier zu schnell arbeitet, riskiert krumme Füße oder verzogene Platten. Auch Lacke, Öle und Leime erfordern Geduld. Wer mit Kunstharz arbeitet, muss exakt auf Temperatur und Feuchtigkeit achten, sonst gibt’s hässliche Blasen. Besonders spannend: Je präziser die Arbeit, desto langsamer geht sie vonstatten.
- Schleifen: Mindestens zwei Durchgänge – manchmal bis zu zehn, je nach Finish. Jeder Zwischenschritt erfordert Trocknungszeiten.
- Lackierung: Pro Schicht oft 12-24 Stunden Trockenpause, bei speziellem Lack bis zu 3 Tage.
- Leimholz verbinden: Ohne ausreichende Trocknung kann der Tisch auseinanderbrechen – Leim braucht je nach Umgebung 12-24 Stunden Cin jedem Schritt.
- Feinjustierung: Kleinigkeiten wie wackelfreie Beine, eingelassene Schubladen oder exakt gearbeitete Rillen brauchen viel Nacharbeit.
All diese Schritte summieren sich – und verlängern die Fertigungszeit deutlich. Wer einen Tisch von 3 Metern Länge und Eichenholz bestellt, wartet schon mal sechs Wochen – und kann sicher sein, dass das Ergebnis dafür jahrzehntelang hält. Ein schneller Fliesstisch aus dem Möbelmarkt ist nach fünf Jahren wackelig – echtes Handwerk hält Generationen.
Kosten und Zeit im Vergleich: Schnell vs. hochwertig
Natürlich spielt dein Budget eine Rolle – genauso wie dein Zeitplan. Wer in einer Woche einen Tisch braucht, landet automatisch beim Massenhersteller. Aber Qualität, Individualität und Nachhaltigkeit braucht ihre Zeit. Ein Handwerkertisch steckt voller Präzision und oft jahrzehntelanger Erfahrung. Die Kosten spiegeln das wider.
Tischart | Bauzeit (Ø) | Kostenrahmen |
---|---|---|
IKEA & Co (Industrie) | sofort | 80 - 600 Euro |
Schlichter Maßtisch vom Tischler | 2 - 4 Wochen | 800 - 2.000 Euro |
Design-Einzelstück | 4 - 8 Wochen | 2.000 - 10.000 Euro |
Der Unterschied liegt nicht nur an den verwendeten Materialien, sondern auch am Arbeitsaufwand, der in jedem Segment steckt. Wer einen Termin für Familienfeiern einhalten will, sollte sich rechtzeitig beim Tischler melden. Viele nehmen Aufträge Monate im Voraus an. Wer zu spät anfragt, steht oft auf Wartelisten.
Ein Tipp aus der Praxis: Sprich frühzeitig mit dem Tischler über alles, was dir wichtig ist. Änderungen kurz vor Schluss verlängern die Bauzeit manchmal um Wochen. Und: Je flexibler du beim Design bist, desto schneller geht es meist. Kleinere Abstriche bei Sonderwünschen verkürzen oft drastisch die Herstellung.

Wie kannst du die Zeit bis zum neuen Tisch beeinflussen?
Du willst deinen neuen Tisch möglichst schnell in der Wohnung stehen haben? Dann kommt es auf Zusammenarbeit an. Wer klare Vorstellungen, Maße und ein Budget hat, gibt dem Handwerker Rückenwind. Je vager das Wunschbild, desto mehr Rücksprache braucht es – jede Mail, jeder neue Plan kostet Zeit.
- Stelle alle Maße, Sitzplätze und Raumskizzen bereit.
- Entscheide dich früh für eine Holzart, damit der Tischler bestellen kann. Regionale Hölzer wie Buche oder Esche sind meist schneller verfügbar als teure Exoten.
- Halte Design-Wünsche realistisch und überlege, ob ein Sonderlack notwendig ist.
- Vertraue dem Können des Tischlers – manchmal ergeben sich tolle Lösungen direkt in der Werkstatt.
- Plane Puffer für den Transport ein: Der Weg vom Atelier ins Wohnzimmer braucht mehr als einen Kleinbus und gute Nerven.
Noch was: Ein gutes Gespräch in der Werkstatt offenbart oft Details, die du im Netz nie vermuten würdest. Wie gehst du mit kleinen Warten um? Baue die Vorfreude auf und diskutiere mit dem Tischler über die Pflege und Restaurationsmöglichkeiten deines zukünftigen Lieblingsstücks.
Die Zeit bis zum neuen Tisch ist mehr als Wartezeit; sie ist Teil der Geschichte deines Möbels. Lena und ich haben das jedes Mal gefeiert, wenn der Fortschritt messbar war – und bis heute ist der Familientisch Treffpunkt Nummer eins. Wer auf echtes Handwerk setzt, schenkt nicht nur sich selbst, sondern auch kommenden Generationen ein Unikat, das mit Zeit statt Hektik gebaut wurde.